Читать книгу Die Schlafwandler онлайн

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Seine Leidenschaft für die Post hatte Herr v. Pasenow beibehalten und es war daher nicht auffallend, daß sie sich vielleicht sogar noch etwas verschärft hatte. Er richtete seinen Morgenritt oder Spaziergang nun oft so ein, daß er dem Boten begegnen mußte, und da zeigte es sich, daß er den kleinen Schlüssel zur Tasche nicht mehr am Rehgeweih hängen ließ, sondern ihn zu sich gesteckt hatte, damit er auf offenem Felde die Tasche öffnen könne. Dort sah er auch die Briefe hastig durch, legte sie aber in die Tasche zurück, um das häusliche Ritual, das sich in gewohnter Weise anschloß, nicht zu stören. Einmal aber war er des Morgens gar bis zum Amte vorgedrungen, in dem der Bote noch am Schalter lehnte, und hatte gewartet, bis der Postbeutel auf den abgenützten Posttisch entleert worden war, hatte dann gemeinsam mit dem Postmeister die Briefe gesichtet und eingeteilt. Als der Bote diesen bemerkenswerten Vorfall auf dem Gute erzählte, meinte das Hausfräulein Agnes, die wegen ihrer scharfen Zunge überall bekannt war: »Jetzt beginnt er schon, sich selber zu mißtrauen.« Das war natürlich ein Gerede ohne vernünftigen Hintergrund, und die Unerschütterlichkeit, mit der sie mehr als alle anderen den Gutsherrn für den Tod seines Sohnes verantwortlich machte, ließ sich vielleicht als späte Folge jenes Ärgers auslegen, der nun schon seit den Jahren in ihr saß, da sie, noch jung und stattlich, von dem Alten ob ihrer Korrespondenz gehänselt worden war.

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