Читать книгу Die Schlafwandler онлайн

58 страница из 91

Nein, mit der Post hatte es Herr v. Pasenow stets gehabt und was er jetzt trieb, war eben auch nicht weiter auffallend. Es fiel auch nicht auf, daß der Pastor jetzt öfter zum Abendessen eingeladen wurde und daß auf seinen Spaziergängen Herr v. Pasenow von Zeit zu Zeit sogar selber im Pfarrhause vorsprach. Nein, dies schien nicht verwunderlich und der Pastor wertete es als Frucht des gespendeten geistlichen Trostes. Bloß Herr v. Pasenow wußte, daß es ein unerklärlicher und geheimer Grund war, der ihn zu dem Pastor trieb, obwohl er den Mann nicht leiden mochte, eine unbestimmte Hoffnung, daß der Mund, der in der Kirche predigte, ihm etwas mitteilen müßte, das er erwartete und das er, trotz aller Angst, daß es niemals eintreffen werde, nicht einmal zu benennen vermochte. Wenn der Pastor die Rede auf Helmuth brachte, so sagte Herr v. Pasenow manchmal: »Ist ja egal. .. « und brach zu seiner eigenen Verwunderung das Gespräch ab, fluchtartig geradezu, als fürchte er sich vor dem Unbekannten, das er doch herbeisehnte. Aber manchmal gab es Tage, da duldete er es, daß das Unbekannte ihm in die Nähe kam, und das war dann wie ein Spiel, das er als Kind gespielt hatte: man hatte einen Ring sichtbarlieh versteckt, ihn etwa an einen Lüster gehängt oder an einen Schlüssel, und wenn die Suchenden sich entfernten, sagte man »kalt« und wenn sie sich dem versteckten Gegenstand näherten sagte man »warm« oder gar »heiß«. So war es nur ganz selbstverständlich, daß Herr v. Pasenow plötzlich scharf und deutlich »heiß, heiß... « sagte und beinahe in die Hände geklatscht hätte, als der Pastor wieder einmal von Helmuth sprach. Höflich bestätigte der Pastor, daß der Tag wirklich recht warm gewesen sei, und Herr v. Pasenow fand in die Gegenwart zurück. Dennoch war es sonderbar, wie nahe beieinander die Dinge lagen: noch glaubte man mitten im Kinderspiel zu sein und doch ist auch der Tod schon mitten im Spiele. »Ja, ja, warm ist's heute«, sagte also Herr v. Pasenow, hatte aber das Aussehen als fröre ihn, »ja, in solch heißen Nächten brennt es gerne in den Scheunen.«

Правообладателям