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Joachim machte schwache Versuche, den Eltern näherzukommen. Er besuchte den Vater in dem mit Geweihen ausgeschmückten Zimmer und fragte nach der Ernte, nach der Jagd, hoffte wohl auch, es würde den Alten freuen, daß er der Aufforderung, »sich einzuarbeiten« wenigstens andeutungsweise nachkam. Aber entweder hatte der Vater die Aufforderung vergessen oder er wußte selbst nicht Bescheid über die Verhältnisse auf dem Gute; denn er gab bloß widerwillige, ausweichende Antwort, ja einmal sagte er geradezu: »Darum brauchst du dich vorderhand nicht zu kümmern«, und Joachim, zwar einer lästigen Verpflichtung entbunden, mußte an die Zeit denken, da man ihn auf die Kadettenschule gebracht und ihn zum ersten Male der Heimat beraubt hatte. Jetzt aber war er zurückgekehrt und erwartete seinen eigenen Gast. Das war ein angenehmes Gefühl und enthielt es auch allerlei Feindseliges gegen den Vater, so blieb dies Joachim selber verborgen, ja, er hoffte sogar, daß auch die Eltern mit dieser Unterbrechung der wachsenden Langeweile zufrieden sein und in gleicher Ungeduld wie er der Ankunft Bertrands entgegensehen würden. Er ließ es hingehen, daß der Vater seine Briefschaften durchstöberte und wenn sie ihm dann mit den Worten übergeben wurden: »Scheint leider noch immer keine Nachricht von deinem Freund dabei zu sein; ob er nur überhaupt kommt«, so wollte Joachim, trotzdem es ihm wie Schadenfreude klang, bloß das Bedauern heraushören. Seine Mißstimmung kam erst zum Durchbruch, wenn er überdies einen Brief Ruzenas in den Händen des Vaters sah. Aber der Alte sagte nichts, höchstens klemmte er das Einglas ins Auge und mahnte: »Jetzt solltest du aberwirklich schon mal zu den Baddensen hinüber, wäre schon an der Zeit«; das konnte nun eine Anzüglichkeit bedeuten oder nicht, jedenfalls genügte es, um Joachim das Wiedersehen mit Elisabeth so sehr zu verleiden, daß er den Besuch stets wieder hinausschob, mochten auch ihre Gestalt und ihr wehendes Spitzentüchlein ihn bisher treulich begleitet haben, allerdings immer eindringlicher mit dem Wunsche und mit der Vorstellung verquickt, er müsse Eduard v. Bertrand neben sich auf dem Bocke des Kutschierwagens haben, wenn er an der Freitreppe in Lestow vorfahren werde.