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Im Gegensatz zu den ersten zwei Wochen als blinder Passagier, in denen Rodrigo meist nur als hilfsbereiter Zuschauer abseits gestanden war, teilte ihn der schwergewichtige Bootsmann Chachu nunmehr mit allen Rechten und Pflichten in die regulären Wachschichten an Bord ein. Auf der Santa Maria zählte Rodrigo fortan als vollwertige Kraft und wurde durchaus hart rangenommen. Auch für ihn galt nun das ausgeklügelte und vielfach erprobte System der Bordschichten. Der Wachwechsel zwischen jeweils zwei Gruppen von fünfzehn Matrosen fand alle vier Stunden statt. Tag und Nacht im immer gleichen Wechsel hielt jede Gruppe vier Stunden Wache und ruhte sich dann acht Stunden aus. Die erste trat ihren Dienst um sieben Uhr früh an und sprach ein Vaterunser, ein Ave Maria und ein Gloria, um den Tag im Zustand der Gnade zu beginnen. Die anstrengendste Schicht lauerte am Ende der Nacht. Sie begann um drei Uhr. Die Matrosen nannten sie „Friedhofswache“ – kalt, still, voller unheimlicher Schatten.

Jetzt wartete auf Rodrigo plötzlich eine Reihe von täglichen Aufgaben, denen er sich nicht entziehen konnte. Als wichtigste Pflicht oblag den Schiffsjungen die Betreuung des Halbstundenglases – der Ampolleta. Dabei handelte es sich um ein zerbrechliches, mit Sand gefülltes Glas, in Venedig geblasen, von dem mehrere Ersatzstücke an Bord mitgeführt wurden. Um von oben nach unten zu rinnen, brauchte der Sand dreißig Minuten. Dann musste der Schiffsjunge die Ampolleta umdrehen. Wenn er nach vier Stunden das Halbstundenglas achtmal umgedreht hatte, stand die Wachablösung bevor, und dem Schiffsjungen oblag es, die nächste Wache auszurufen. Fleißig übte Rodrigo unter Anleitung von Pablo jenen Singsang ein, mit dem die Wache geweckt werden musste: „Auf Deck ihr Herren Seeleute von der richtigen Partie! Auf Deck zur richtigen Zeit, eure und des Herrn Piloten Wache. Es ist schon Zeit, flink auf die Beine ...“

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