Читать книгу Katharina die Große. Legitimation durch Reform und Expansion онлайн

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Katharina wusste über ihre Lektüren, dass es auch alternative Modelle der Organisation von Staat und Staatsgewalt gab. Auch interessierte sie sich für die praktische Seite der Gesetzgebung. Für das Strafrecht sollte für sie – dies freilich schon als Kaiserin – Cesare Beccarias Dei delitti e delle pene (Von den Verbrechen und von den Strafen, 1764) ein Referenzwerk werden, das ihr später durch den Kommentar Voltaires (1766) vermittelt wurde. Voltaire wiederum war gleichsam Pflichtlektüre. Seine Werke und die anderer Autoren, die an der Enzyklopädie mitwirkten, standen auf ihrem Programm. Daneben studierte sie die Bände des Dictionnaire historique et critique (1694–1697) von Pierre Bayle und setzte sich intensiv mit den Werken Friedrichs II. auseinander, über den sie wohl Niccolò Machiavellis Fürsten kennenlernte.35

Sie selbst, aber auch Zeitgenossen berichteten von ihrem Lesefleiß – und sie begann zu schreiben. Auf Rat eines Bekannten noch aus Deutschland, des schwedischen Diplomaten Graf Gyllenborg, versuchte sie sich schon 1744 an einem Selbstporträt, das allerdings nicht überliefert ist. Sie begann Korrespondenzen zu führen, die nicht nur Alltägliches enthielten, sondern grundsätzliche Betrachtungen über Leben und Sein oder Staat und Gesellschaft. Vor allem Letzteres war nicht ohne Brisanz, denn sie war als Großfürstin eine politische Person und ihre Lektüre und ihr Agieren in der Lebenswelt des Hofes machten sie zu einer politischen Akteurin, die offensichtlich auf ihre Position bedacht war und bedacht sein musste.

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