Читать книгу Katharina die Große. Legitimation durch Reform und Expansion онлайн

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Die Maßnahmen zeitigten nur langsam Erfolge. Um die erforderlichen Einwandererzahlen zu erreichen, beauftragte die russische Seite daher ab 1764 verstärkt private Agenten, Anwerber, die auf eigenes Risiko operierten und für jeden angeworbenen Kolonisten einen Festbetrag erhielten. Diese erhielten das Recht, mit potenziellen Interessenten individuelle Verträge zu schließen. Alles in allem warben sie fast die Hälfte aller bis 1774 nach Russland eingewanderten Personen an. Es zeigte sich, dass das Angebot der russischen Kaiserin vor allem in den deutschen Fürstentümern und freien Reichsstädten auf fruchtbaren Boden fiel: Nicht zuletzt die staatliche Zersplitterung und die schwache Zentralmacht verhinderten eine wirksame Unterbindung der Werbeaktivitäten.34

Bis 1774, dem Jahr des Anwerbestopps, folgten 30.623 Ausländer den Versprechungen der russischen Herrscherin. Die meisten Auswanderer stammten aus Westfalen, Hessen, Preußen und Norddeutschland, Sachsen, Baden und anderen deutschen Ländern. Es waren vor allem Protestanten. Kleinere Gruppen kamen aus der Schweiz, Holland, Schweden und Dänemark. Von Anfang an unterliefen die zuständigen russischen Behörden die im Einladungsmanifest versprochene freie Ortswahl, insbesondere wurde eine Niederlassung in Städten verhindert, wo es allerdings bereits größere deutsche Gemeinschaften gab. Man lenkte die Einwanderer größtenteils in die Gegend um Saratov; dort entstanden auf beiden Seiten der Wolga 66 evangelische und 38 katholische Mutterkolonien. Unter den 1769 hier registrierten 23.109 Siedlern waren 12.145 Männer und 10.964 Frauen bei einer durchschnittlichen Familiengröße von etwa 3,6 Personen. Erst nach 1775 verzeichnete man einen Bevölkerungszuwachs, und 1788 betrug die Gesamtzahl der Wolgakolonisten schon 30.962 Personen (15.607 Männer und 15.355 Frauen, Familiengröße etwa 6,5 Personen).35

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