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«Wie gesagt», fuhr sein Freund fort und gab sich einen Ruck. Zangger war klar, dass er nicht weiter über das Thema reden wollte. «Ich beklage mich nicht, und das Geschäft läuft wirklich wie geschmiert.»

Vor vielen Jahren war Seidenbast, weil er mit dem Buchantiquariat in die roten Zahlen geraten war, von der Kirchgasse ins Seefeld gezogen. Das Quartier war damals noch nicht sehr in gewesen. Seit er die Weinboutique eröffnet hatte, florierte der Laden. Aber die Arbeit beginne ihm über den Kopf zu wachsen, erklärte er, und wenn es so weitergehe, werde er bald Angestellte brauchen.

«Du und Angestellte?», witzelte Zangger, «Marius Seidenbast als Chef? Als CEO von Buch&Wein?»

Seit Jahr und Tag hatte Seidenbast ein «Mädchen für alles»: eine energische siebzigjährige Frau, eine Perle, die ihm den Laden schmiss. Frau Preisig schloss morgens das Geschäft auf und leerte an der Höschgasse das Postfach. Sie packte Bücher ein und öffnete Weinkisten. Sie füllte Regale mit Büchern und Flaschen, wedelte den Staub von den Buchrücken und spülte die Degustationsgläser. Sie sorgte für Ordnung und Sauberkeit und hatte den Blick für das Ganze. Seidenbast selber war für das Geistige zuständig, den Inhalt von Flaschen und Büchern. Seidenbast und Frau Preisig waren ein seltsames Gespann. Sie sah immer, was zu tun war, und nie hörte man Seidenbast ihr eine Anweisung geben. Die Perle war im Laden fast unsichtbar, und die allermeisten Kunden hätten geschworen, Seidenbast mache alles selber. Die Vorstellung, in Buch&Wein von jemand anderem als von Seidenbast persönlich beraten oder bedient zu werden, wäre für viele gewöhnungsbedürftig gewesen. Seidenbast als Chef, als Vorgesetzter, der andern sagte, was sie zu tun hatten, das konnte sich Zangger einfach nicht vorstellen.

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