Читать книгу Pellegrina. Eine italienische Radsportwallfahrt онлайн

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Ich pflücke ein paar welke Blätter von den Geranien vor dem Denkmal. Rote Geranien, genauso rot wie das Stück Stoff, wie mir jetzt erst auffällt. Ein letztes Mal schaue ich zu dem ernst dreinblickenden Gesicht von Bottecchia auf. Was für eine traurige Geschichte. Da hat einer bis zum Umfallen als Maurer gearbeitet, damit seine Familie zu essen hatte, hat den Krieg an der Front und die Kämpfe gegen Österreich überlebt, notabene auf einem Klapprad, und hat zwei Mal die Tour de France gewonnen. Und dann wird er hier mit 32 Jahren bewusstlos am Rand seiner Lieblingsstraße gefunden, während unter ihm der aquamarinfarbene Fluss gleichmütig vor sich hin strömt.

Kein Wunder, dass das Friaul seiner Schönheit zum Trotz so gottverlassen daliegt.


LOMBARDEI

CITTIGLIO

Geburts- und Sterbeort von Alfredo Binda (1902–1986), fünffacher Gewinner des Giro d’Italia und dreifacher Weltmeister.

Ein Samstagmorgen im September. Es hängen Wolken zwischen den Bergen nördlich von Varese, ab und zu landen Tröpfchen auf der Windschutzscheibe. Trotzdem sieht es aus, als hätten an diesem Morgen sämtliche Einwohner der Lombardei ihre Rennräder aus den Garagen geholt. Während ich kleine Gruppen von Rennradfahrern im Slalom überhole, immer in der Hoffnung, dass hinter der Kurve kein Gegenverkehr kommt, wird mir bewusst, warum längst nicht alle Lombarden begeistert davon sind, dass man in ihrer Region so gut Rad fahren kann, und warum immer weniger Profis von hier kommen. Auf den viel befahrenen, engen Bergstraßen ist das Überholen von Radfahrern eine ziemlich stressige Angelegenheit, jedenfalls wenn man nicht gerade auf eine Runde Domino aus ist.

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