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2. „Ich fiel aus meiner Kirche in ein bodenloses Loch“

Ben, geb. 1995

Mein Leben als Katholik begann in der Messe, in der auch meine Großeltern G*tt anlässlich ihrer Goldhochzeit für ihre Ehe und ihre sechs Kinder dankten, in einem weißen Kleid. Dasselbe weiße Kleid, das meine fünf Cousinen bei ihrer Taufe trugen, dasselbe weiße Kleid, das meine Schwester trug. Es war auch dasselbe weiße Taufkleid, das mein Cousin trug, nur hatte es bei seiner Taufe blaue Schleifchen und bei meiner rosafarbene.

Bei der Anmeldung zur Taufe hatten meine Eltern die gleichen Angaben gemacht wie beim Standesamt – zu dem Namen, den sie mir geben wollten, und dem Geschlecht, das vermutet wurde. Die Kirche übernahm diese Daten.

Seit meiner Taufe war ich also Katholik. In meiner Heimatkirche und um sie herum verbrachte ich viel meiner Zeit; ich fühlte mich dort zu Hause. Sie war ein Ort, an dem ich lebte und lernte. Fast alle Menschen, die mir in meinem sozialen Umfeld wichtig waren, gehörten zur aktiven Gemeinde. Kirchengemeinde und Kleinstadtgesellschaft waren stark miteinander verwoben, sodass die Kirche in die Gesellschaft um mich herum hineinwirkte. Ich besuchte eine katholische Grundschule und später ein katholisches Gymnasium. Bis zu meinem Abitur war die Kirche bei jedem wichtigen Lebensereignis dabei.


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