Читать книгу Katholisch und Queer. Eine Einladung zum Hinsehen, Verstehen und Handeln онлайн

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Als ich ein Wort für mich gefunden hatte („trans“) – eines, nach dem ich fragen und suchen konnte –, las ich alles, was die Kirche dazu zu sagen hatte. Nirgendwo stand ein Wort von G*tt. Es ging um Ehefähigkeit, um Priester:innentum, darum, ob ein Mensch, der „in objektiver Sünde verharrt“ einem Kind ein Vorbild im Glauben, ein:e Pat:in sein kann und sogar darum, ob jemand wie ich überhaupt die Eucharistie empfangen durfte.

Während ich also an meinem Schreibtisch saß, in der Uni, in der Bahn; überall, wo ich nach Antworten suchte, fiel ich aus meiner Kirche in ein bodenloses Loch. Denn als ich alles gelesen hatte, stellte ich fest, dass es in der ganzen schriftlichen und für mich erreichbaren Kirche offensichtlich niemanden gab, der:die mir etwas Liebendes zu sagen hatte. Da lief ich im Regen nach draußen unter den freien Himmel, an den Ort, wo ich gern betete. Dort war ich äußerlich endlich so einsam wie innerlich und wo ich allein war mit G*tt. Ich weinte und schrie zu G*tt.

Dann ließ ich meine Kirche los. Ich ließ alle Schilde fallen. Ich ließ die Erwartungen der Menschen los. Ich fuhr alle Ansprüche herunter, die ich an mich selbst hatte, bis zu den Grundfesten meines Glaubens. Dort fand ich die Sendung, die ich in mir trage: den Menschen Gutes zu tun.


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