Читать книгу Katholisch und Queer. Eine Einladung zum Hinsehen, Verstehen und Handeln онлайн
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In der Kirche hatte ich nicht nur etwas über Gemeinschaft erfahren, dort wurde auch Leiden erhöht sowie Aufopferung und Demut. Ich versuchte mit all meiner Macht, ein gutes, ein g*ttgefälliges Leben zu führen. Ich rang mit G*tt. Jahrelang. Mal versuchte ich sehr ernsthaft mit Frömmigkeit, mal mit Rebellion, meinen Pfad wiederzufinden. Doch ich hörte immer nur ein leises Raunen: Woanders. Irgendwann dachte ich, G*tt hätte keinen Platz für mich vorgesehen; als hätte G*tt mich vergessen.
Während ich immer mehr zu mir selbst fand und kennenlernte, wer ich war; als ich gesehen habe, dass ich nicht anders leben konnte als als Mann, wusste ich nicht, ob ich noch nah bei G*tt war. Aber ich vermisste es, mich in der Musik, in der ich die Heimat meiner Kirche immer bei mir trug, ihm nah zu fühlen. Und in der Musik, in einem Konzert, durch „RUAH“ (hebräisch: Geist/Lebensatem), was auch der Titel eines Albums von Michael Patrick Kelly ist, fand ich meine Nähe zu G*tt schließlich wieder. Aber ich schämte mich und fühlte mich fremd. Ich spürte, dass ich unaufrichtig vor mir selbst lebte.