Читать книгу Sind wir nicht alle ein bisschen tri?. Neue Triathlongeschichten vom Kaiserswerther Kenianer онлайн
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Mit jedem Schritt von der Gruppe weg entglitten ihm die Gesichtszüge. Seine Maske fiel, als er außer Sichtweite war. Nein, es war nicht im Sinne der höheren Trainingslehre, das Ego an einer Gruppe Gleichaltriger zu testen. »Nie mehr im Leben werde ich dienstags an der Regattabahn auftauchen!«, nahm er sich fest vor. Kurz bevor er sich heftig in die Büsche erbrach.
Das erste Mal
Mit zittrigen Knien und ungesunden Flecken im Gesicht saß er im Auto und steuerte den Wagen nach Hause. Der Neueinstieg ins Laufen war schmerzhaft gewesen. Wie so vieles, was man noch nie oder zumindest lange nicht mehr gemacht hatte.
Was könnte das Leben doch schön sein, wenn man sich die Premieren sparen könnte, überlegte er. Wenn man alles schon beherrschen würde und sich nicht nachts im Bett voller Unheilserwartungen wälzen müsste. Wenn es nicht für alles ein erstes Mal geben müsste.
Mit neun Jahren hatte er mit atemloser Spannung das Eröffnungsspiel der Fußball-WM 1978 gegen Polen verfolgt. Das Spiel war fad und langweilig, aber es war seine erste Weltmeisterschaft. Trotz seiner jungen Jahre war er sich der Tragweite des Ereignisses bewusst. Für ihn war alles neu und aufregend. Es folgte ein vierwöchiger Rausch aus Sammelbildern und Wandplakaten, in die er akribisch Ergebnisse und Tabellen eintrug – im festen Glauben, dass seine Favoriten zum Schluss auch die letzte Partie des Turniers bestreiten würden. Und dann lernte er seine erste Lektion in Premieren. Sie können unheimlich schmerzlich sein. Seine Welt aus hochgesteckten Erwartungen brach krachend in sich zusammen, als ein Österreicher die deutschen Rumpelfußballer und den Neunjährigen aus allen Träumen riss.