Читать книгу Gesammelte Aufsätze zur romanischen Philologie – Studienausgabe. Herausgegeben und ergänzt um Aufsätze, Primärbibliographie und Nachwort von Matthias Bormuth und Martin Vialon онлайн

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DanteDante glaubt an eine vorbestimmte Konkordanz zwischen der christlichen Heilsgeschichte und der römischen Weltmonarchie; es ist also gerade bei ihm nicht verwunderlich, daß er die FiguraldeutungFiguraldeutung auf einen heidnischen Römer anwendet – er nimmt seine SymboleSymbol, AllegorienAllegorie und Figuren auch sonst aus diesen beiden Welten ohne Unterschied. CatoCato v. Utica ist ohne Zweifel eine figura; nicht wie die Gestalten des RosenromansRosenroman eine Allegorie, sondern eine Figur in dem von uns beschriebenen Sinne, und zwar eine erfüllte, bereits Wahrheit gewordene Figur. Die Komödie ist eine Vision, die die figurale Wahrheit als schon erfüllt sieht und verkündet, und eben dies ist das Eigentümliche an ihr, daß sie die in der Vision geschaute Wahrheit ganz im Sinne der FiguraldeutungMittelalterFiguraldarstellung im MA auf eine genaue und konkrete Weise mit den irdisch-geschichtlichen Vorgängen verbindet. Die Gestalt Catos, als eines strengen, gerechten und frommen Mannes, der in einem bedeutenden Augenblick seines Geschicks und der providentiellen Weltgeschichte die Freiheit höher geachtet hat als das Leben, wird in ihrer vollen geschichtlichen und persönlichen Kraft erhalten; es wird daraus keine AllegorieAllegorie der Freiheit, sondern es bleibt Cato von Utica, so wie DanteDante ihn als persönlich-einmaligen Menschen sah; aber er wird aus der irdischen Vorläufigkeit, in der er die politische Freiheit als höchstes Gut ansah, wie die Juden die strenge Bewahrung des Gesetzes, herausgehoben in den Zustand endgültiger Erfüllung, wo es nicht mehr sich um irdische Werke der Bürgertugend oder des Gesetzes handelt, sondern um das ben dell’intelletto, das höchste Gut, die Freiheit der unsterblichen Seele im Anblick Gottes.

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