Читать книгу Gesammelte Aufsätze zur romanischen Philologie – Studienausgabe. Herausgegeben und ergänzt um Aufsätze, Primärbibliographie und Nachwort von Matthias Bormuth und Martin Vialon онлайн

97 страница из 203

Versuchen wir das gleiche in einem etwas schwierigeren Falle. VergilVergil ist von fast allen alten Kommentatoren als AllegorieAllegorie der Vernunft gesehen worden – der menschlichen und natürlichen Vernunft, die zur rechten irdischen Ordnung führt, das heißt, nach DantesDante Auffassung, zur Weltmonarchie. Den alten Kommentatoren schien eine rein allegorische Deutung nicht anstößig, denn sie empfanden nicht, wie wir, einen Gegensatz zwischen Allegorie und echter Dichtung. Die modernen Interpreten haben sich vielfach dagegen gesträubt und auf das Dichterische, Menschliche, Persönliche der Gestalt VergilsVergil Wert gelegt, ohne doch das «Bedeutsame» daran leugnen und es einwandfrei mit dem Menschlichen in Übereinstimmung bringen zu können. Neuerdings hat sich, und zwar nicht nur für VergilVergil, von verschiedenen Seiten (etwa einerseits L. Valli, andererseits MandonnetMandonnet, P.) wieder eine starke Betonung des rein Allegorischen oder Symbolischen geltend gemacht, die den historischen Sinn als «positivistischPositivismus» oder «romantisch» auszuschalten bemüht ist. Aber hier ist kein Entweder-Oder zwischen geschichtlichem und verborgenem Sinn; es ist eines und das andere. Es ist die figurale StrukturMittelalterFiguraldarstellung im MA, die den geschichtlichen Vorgang bewahrt, indem sie ihn enthüllend deutet, und die ihn nur dadurch deuten kann, daß sie ihn bewahrt.

Правообладателям