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Da aber Preußen im Jahr 1866 Österreich den Krieg erklärt, muss der Bau des Schlosses unterbrochen werden und wird erst in den frühen Siebzigerjahren wieder fortgesetzt. Das Schloss Fischhorn ist in der von Wessicken ausgeführten Form zwar eine neu konzipierte, aber dem neugotischen Stil angepasste mittelalterliche Burg, die zu Wohnzwecken für eine fürstliche Familie errichtet wird. Fürstin Sophie und ihr Gatte, Fürst Carl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, erweitern ihren Besitz ständig, sodass daraus schließlich der damals größte private landwirtschaftliche Besitz des Landes Salzburg entsteht.

Im Jahr 1920 wird das Schloss durch einen Brand bis fast auf die Grundmauern zerstört. In der Folge verliert die Fürstenfamilie Liechtenstein das Interesse an dem Schloss und verkauft es an die Familie Gildemeister. Heinrich Gildemeister, geboren in Peru, ist zwischen 1931 und 1942 Botschafter der Republik Peru in Deutschland. Er lässt Fischhorn durch den Architekten Karl Wolters wieder aufbauen. Damit geht aber der von Josef Wessicken praktizierte neugotische Baustil weitgehend verloren, weil viele architektonische Formmuster vereinfacht werden. Als im Jahr 1942 die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Peru abgebrochen werden, verlassen die Gildemeisters das Gut Fischhorn und reisen nach Peru. Die Nationalsozialisten beschlagnahmen nun das Schloss und unterstellen es den Parteiorganisationen der NSDAP. Es wird ein SS-Remonte-Amt, um Jungpferde zur Ergänzung des militärischen Pferdebestandes auszubilden. Es wird auch als eines der zwei Pinzgauer Nebenlager des KZ Dachau verwendet, wofür 150 Häftlinge für Bauarbeiten herangezogen werden. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wird das Schloss als Beutelager für die Kunstschätze Hermann Görings, die unter Federführung des Pinzgauers Kajetan Mühlmann in Polen und der Ukraine geraubt wurden, herangezogen. Darunter befindet sich auch ein wertvolles Kreuz aus Limoges, das sechzig Jahre nach dem Krieg durch einen Zufall auf einem Müllsammelplatz des Zeller Stadtteils Thumersbach gefunden wird. Lange Zeit geistert auch das Gerücht durch den Pinzgau, das berühmte Bernsteinzimmer aus dem Schloss Königsberg sei im Bereich des Schlosses Fischhorn versteckt worden. Nicht weniger ereignisreich, aber von geringeren Phantasmen umnebelt, ist die Geschichte des Schlosses Grubhof in St. Martin bei Lofer. Im Jahr 1890 wird Josef Wessicken als der damals herausragendste Architekt des Landes Salzburg beauftragt, Schloss Grubhof architektonisch neu zu gestalten. Das Schloss wird urkundlich erstmals um 1300 als „Hof zu Grub in der Louer“ als erzbischöfliches Lehen erwähnt. Später gelangt es dann in den Besitz des königlich-bayerischen Hauptsalzamtes in Reichenhall, bis es im Jahr 1868 von der Familie des Josef Faistauer erworben wird. In diesem Schloss erblickt der berühmte österreichische Maler Anton Faistauer im Jahr 1887 das Licht der Welt. Die Faistauers verkaufen den großen Ansitz jedoch im Jahr 1890 an den deutschen Kunstdüngerfabrikanten Hermann Schmidtmann. Schmidtmann, als Sohn armer Eltern im thüringischen Schmalkalden geboren, hat in den USA durch die Produktion von Kunstdünger ein Vermögen erwirtschaftet und kann damit nicht nur den alten Adelssitz Schloss Grubhof, sondern auch zahlreiche Bauerngüter in den Hohlwegen bei Saalfelden und in Hinterthal bei Maria Alm ankaufen (s. ssss1).

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