Читать книгу Handbuch der Poetik, Band 1. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Dichtkunst онлайн

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Die Alten gingen sogar im Liede so weit, sich auf die bloße Schilderung des Landschaftsbildes zu beschränken und den Ausdruck der Empfindung ganz fortzulassen, wie das kleine Gedicht des Alcman zeigt, welches mit Recht als eine überraschende Parallele zu Goethes "Über allen Gipfeln" herangezogen ist:


Εν῞δουσιν δ'ὀρέων κορυφάι τε καὶ φάραγγες,

πρώονές τε καὶ χαράδραι,

φύλλα θ'ἑρπετά θ'ὅσσα τρέφει μέλαινα γαῖα,

θῆρες ὀρεσκῷοί τε καὶ γένος μελισσᾶν

καὶ κνώδαλ' ἐν βένθεσι πορφυρέας ἁλός·

εὕδουσιν δ'ὀϊωνῶν

φῦλα τανυπτερύγων.


Schlafend liegen der Berge Gipfel und die Täler,

Uferklippen und Felsenschluchten,

Laubgezweig und alles Gewürm der schwarzen Erde,

Tiere des Bergwalds und das Volk der Bienen,

Und die Ungetüme der dunklen Meerestiefe,

Schlaf umfängt der Vögel

Breitgeflügelte Schwärme.


Überall wird in beiden Künsten dieser eigentliche Gegenstand und Zweck der Nachahmung von den dafür verwendeten technischen Mitteln scharf zu unterscheiden sein.

Eine einzige, die ganze Seele wie der Spiegel eines ruhenden Sees ausfüllende Stimmung ist es auch, nur scheinbare Bewegung in Bildern und Empfindung, was in Goethes Lied "An den Mond" nachgeahmt ist:

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