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2.4 Die Reform der Turnpädagogik durch Gymnastik, Leibeserziehung, Spiel und Sport
Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zogen alternative Modelle der Leibesübungen, insbesondere Spiel und Sport, in die Schul- und Vereinsturnhallen ein. Die historische Niederlage des Turnens gegenüber Spiel und Sport bahnte sich bereits mit den ersten Olympischen Spielen 1896 in Athen an, wo der englische Sport das präferierte Mittel olympischer Erziehung darstellte, aber nicht die systematischen Körperübungen des deutschen Turnens oder der schwedischen Gymnastik.
Der aus England stammende Sport wurde zunächst keineswegs als Erziehungsmittel verstanden und genutzt. Als Sport wurden die auf mittelalterliche, regionale Spiele und Feste zurückgehenden Vergnügungen, Wettkämpfe, Spiele und Übungen der englischen Gentleman-Klasse bezeichnet, von Ball-Games oder frühen Formen des Crickets bis hin zu verschiedenen Box-, Ring- und Prügelspielen, Wettläufen und Wettkämpfen oder auch Tierspielen und Tierjagden wie der bis heute veranstalteten Fuchsjagd. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fanden einige Sports and Games Eingang in die Erziehung an den Public Schools. Von diesen aus verbreitete sich der Sport in alle Kreise und Schichten der Bevölkerung Großbritanniens und des ganzen Commonwealth. Sport wurde zu einem Bestandteil des britischen Lebensstils und gehörte zu einem selbstverständlichen, unentbehrlichen Element der Erziehung. Kritiker des Sports sprachen sogar von einem cult of athleticism, der an den englischen Schulen, besonders den Public Schools, betrieben worden sei. Die national orientierten und argumentierenden englischen Pädagogen und Politiker behaupteten dagegen, dass im Sport die Tugenden gelernt würden, die nötig seien, um ein Weltreich zu regieren (Holt, 1993).