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2.3 Turnen als Mittel der Volks- und Nationalerziehung
Dieses theoretisch breit angelegte und auf das ganze Volk anzuwendende Erziehungskonzept wurde jedoch erst im Laufe des 19. Jahrhunderts verwirklicht. In Deutschland geschah dies letztlich durch eine nationale Wendung oder Transformation philanthropischer Erziehungsgrundsätze. GutsMuths’ wegweisendes Buch Gymnastik für die Jugend erschien im Jahr 1793. Sein Konzept einer allgemeinen Menschenerziehung durch und über Gymnastik wurde unter Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852) und seinen Nachfolgern zum Turnen als einer Form der Nationalerziehung. Turnen sei eine Volkssache, wie Jahn in seinen beiden Hauptwerken Das Deutsche Volksthum (1810) und Die Deutsche Turnkunst (1816) ausbreitete und die Turner und Turnlehrer des 19. Jahrhunderts – getreu ihrem Turnvater – weiterverbreiteten. Körperliche Erziehung, Gymnastik und Turnen wurden nach und nach als reguläres Unterrichtsfach an den Schulen aufgenommen. Zunächst nur für Jungen an Gymnasien in den Städten, auf freiwilliger Basis und mit Zustimmung der Eltern; dann aber auch an Mädchenschulen, an Realschulen und schließlich an Volksschulen und in den Dörfern auf dem Land. Mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht wurde nach und nach auch ein Unterrichtsfach an den Schulen verankert; nicht in allen Ländern und Regionen in Deutschland gleichermaßen und zur selben Zeit, aber die Weichen für den Aufbau dieser für die Leibeserziehung und Sportpädagogik grundlegenden Struktur wurden bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts gestellt.