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Zwei Entwicklungsprozesse gingen dabei ineinander über: Erstens die Erarbeitung einer didaktischen Theorie des Schulturnens, und zweitens der Prozess der Nationsbildung in Deutschland, in deren Verlauf Turnen zum typisch deutschen Körpererziehungsmodell in Schule und Verein gestaltet wurde (Krüger, 1996). Das Schulturnmodell von Adolf Spieß kann als struktur- und stilbildend für die Entwicklung des Schulturnens in Deutschland in Theorie und Praxis angesehen werden. Es entstand bereits in den 1840er Jahren und fand praktisch an allen Schulen Verbreitung. Zahlreiche Turnsystematiker des 19. Jahrhunderts bewegten sich in den Bahnen, die Spieß gelegt hatte, angefangen von Karl Wassmannsdorff und Carl Euler bis hin zu Konrad Koch aus Braunschweig, der das Fußballspiel in den Schulen etablierte, und Alfred Maul aus Karlsruhe, der als letzter der großen Turnsystematiker des 19. Jahrhunderts angesehen wird und der vor allem einen wesentlichen Beitrag zur Systematisierung und Verbesserung des Mädchenturnens leistete. Den Turnsystematikern kommt das Verdienst zu, das Turnen schul- und unterrichtsfähig gemacht zu haben. Dafür wurden eigens Turnlehrer in Turnlehrerbildungsanstalten ausgebildet.