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Der Aufstieg Englands zur Weltmacht ließ den Sport schließlich zu einem universellen Modell von Leibesübungen werden. Er bildet den Kern der Wettkämpfe und Disziplinen bei Olympischen Spielen. Umgekehrt bekam aber auch der englische Sport erst durch die Olympischen Spiele und den Olympismus eine pädagogische Legitimation. Der internationale Sport wurde mit einer universellen pädagogischen Idee verknüpft.
Der von Pierre de Coubertin (1863–1937) begründete Olympismus war in erster Linie eine pädagogische Idee oder Philosophie (Grupe, 1997). Mit Hilfe des Sports, Coubertin sagte allerdings Athletik und meinte damit einen fair und ritterlich betriebenen Sport, sollte ein Beitrag zum Frieden und zur Solidarität unter den Menschen geleistet werden. Die Olympischen Spiele stellen bis heute das Symbol, aber auch das Bemühen um die Verwirklichung dieser pädagogischen Idee des Sports dar. Die Olympische Charta betont in ihrer Präambel ausdrücklich die pädagogischen Ziele des Olympismus.
In Deutschland erfuhr die Ablösung des turnerischen und gymnastischen Modells der Körpererziehung durch das sportliche und spielerische Modell, durch Sport und olympische Erziehung, eine Ergänzung. Die sog. Jugendbewegung sowie reformpädagogische Ideen und Bestrebungen seit der Jahrhundertwende und besonders in den 1920er Jahren erweiterten das Spektrum der Leibeserziehung (Wedemeyer-Kolwe, 2017). Spielerische Formen von Leibesübungen an der frischen Luft, Turn-, Sport- und Sommerspiele, erfahrungs- und erlebnisorientierte Initiativen und Ansätze in der Pädagogik wie die Arbeitsschul-, Kunsterziehungs- und Landschulbewegung veränderten Inhalte, Formen, Ziele und Konzepte des traditionellen systematischen Turnens. Dafür steht insbesondere der Begriff des natürlichen Turnens, der von den Österreichern Karl Gaulhofer und Margarete Streicher entwickelt, begründet und inhaltlich gefüllt wurde. Der Name war insofern Programm, als die Reform des alten Turnens freiere und natürlichere Formen und Inhalte der körperlichen Erziehung vorsah, die dem Wesen oder der Natur des Kindes eher entsprächen wie das steife Turnen.