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Die Theoretiker des Turnens, die Turnphilologen, stritten sich nicht minder heftig über diesen Gegenstandsbereich, wie es Sportwissenschaftler*innen heute tun. In diesen Diskursen ging es stets um die richtigen Wege und Methoden, um das geeignete Wissen über und für die Praxis zu erwerben. Die Turnexperten und Turntheoretiker des 19. Jahrhunderts bemühten sich auch um eine Gesamtsicht des neuen Fachgebiets sowie um theoretische, geistig-ideelle, pädagogische, politisch-gesellschaftliche, kulturelle sowie nicht zuletzt ethisch-moralische Begründungen der Leibesübungen. Das Turnen und die Turnpädagogik im 19. Jahrhundert stellten so gesehen einen qualitativen Sprung in der Verwissenschaftlichung des Gegenstandsbereichs dar.
Die zahlreichen didaktisch-methodischen Schriften und Anleitungen zum Turnen in Schule und Verein konnten nur geschrieben werden, weil auch ein öffentlicher Bedarf an Wissen und Information vorhanden war und weil sich eine Bürgerbewegung in Form der Turnvereine und der Deutschen Turnerschaft für die Verbreitung und Vertiefung dieses Wissens und seine politische Verwertung einsetzte. Unter den Schriften ist August Ravensteins Volksturnbuch (1863) besonders hervorzuheben. Es handelt sich um eine Didaktik des Vereinsturnens, wie sie später nie mehr erreicht wurde.