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In der pädagogischen Reformbewegung der Philanthropen um die Wende von 18. zum 19. Jahrhundert standen zum ersten Mal körperlich-motorische Aspekte der Erziehung im Vordergrund. Körperliche Bildung und Erziehung – und dazu gehörten auch und vor allem körperliche Gesundheit und das Wissen um sie – stellen aus der Sicht Christian Gotthilf Salzmanns (1744–1811), Johann Christoph Friedrich GutsMuths’ (1759–1839), des »letzten der Philanthropen« (Diesterweg), oder auch anderer philanthropischer Pädagogen die Grundlage und den Ausgangspunkt jeder Erziehung dar.
Dieses an der Körperlichkeit des Menschen und seiner Bewegungsfähigkeit ansetzende Erziehungskonzept wurde nicht nur abstrakt und theoretisch formuliert, sondern auch in der Praxis einiger Reformschulen, der sog. Philanthropine – die berühmtesten standen in Dessau und Schnepfenthal –, erprobt und von dieser Praxis ausgehend theoretisch weiterentwickelt. Das Ergebnis war eine bis dahin nicht gekannte quantitative und qualitative Ausdehnung und Differenzierung der Produktion an (sport-)pädagogischer Literatur, von Werbeschriften, Ratgebern, Handbüchern, Katechismen, Methodiken, aber auch allgemeiner philosophisch-pädagogischer Reflexionen. Die Erziehungsphilosophie der Philanthropen bezog sich, in Anknüpfung an die Ideen der Aufklärung, nicht mehr nur auf einen kleinen, elitären Personenkreis, wie dies etwa in der ritterlichen Erziehung und Ausbildung oder in der Erziehung der Höflinge, aber auch in den Meisterlehren des Mittelalters und der frühen Neuzeit der Fall gewesen war, sondern sie ging von der prinzipiellen Gleichheit und Bildsamkeit aller Menschen aus. Omnes omnia omnino – allen ist alles zu lehren – lautet der auf Comenius zurückgehende Lehrsatz der Erziehung im Sinne der Aufklärung und der Philanthropen.