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Ich pflügte durch die Jugendkategorien, jedes Jahr mit noch ein wenig mehr Ehrgeiz und noch größeren Träumen. Meine Eltern ermutigten mich zwar, zwangen mich aber nie zu etwas. Mein Vater war durchaus fanatisch bei der Sache, aber er stand nie schreiend am Straßenrand und er war auch nicht enttäuscht, wenn ich mal die Spitzengruppe verpasste. Am wichtigsten war für ihn, dass ich Einsatz zeigte. In meinen Augen war das nur logisch: Ich gab sowieso immer mein Bestes. Damals zumindest. Für meine Mutter spielte es ohnehin keine große Rolle, ob ich Erster, Zweiter oder Dreihundertsiebenundvierzigster geworden war: Wenn es nach ihr ging, hätte ich meine Zeit auch mit Tennis verbringen können oder den ganzen Tag mit meinen Freunden auf dem Spielplatz herumhängen.

Ein Mal habe ich es erlebt, dass mein Vater nach einem Rennen wütend war. Das war nach dem Omloop van de Maasvallei für »Nieuwelingen«, wie die U17-Kategorie in den Niederlanden heißt. Das Rennen fand in Süd-Limburg statt, dreihundert Kilometer von Dirkshorn entfernt. Mein Vater und ich waren schon am Tag vorher angereist. Wir übernachteten in einer Pension in Elsloo. Ich dachte, es wäre ein Rennen, das mir liegen müsste, mit all den südlimburgischen Hügeln – und sei es nur, weil ich insgeheim hoffte, ein guter Kletterer zu sein. Aber am Fuße des ersten Anstiegs war ich bereits abgehängt. Die Straßen waren ein bisschen nass, und kurz nach dem Start ging es auf einer Kopfsteinpflaster-Abfahrt den Maasberg hinab. Ich hatte Angst. Mit Schiss in der Buchse, die Hände fest in die Bremsen gekrallt, eierte ich nach unten. Schnell fuhr mir das Peloton davon. Wir hatten noch nicht mal acht Kilometer zurückgelegt. Ich habe sie an diesem Tag nicht mehr wiedergesehen. Ich fuhr zurück zum Start, mutterseelenallein. Da stand mein Vater und war gerade in ein Gespräch mit anderen Eltern vertieft. Er fluchte leise, als er mich kommen sah. »So ein Sch…dreck« – etwas in der Art. Die Rückfahrt nach Dirkshorn dauerte ein Jahrhundert. Fast die ganze Zeit saßen wir schweigend nebeneinander, mein Vater und ich. Ich war enttäuscht und beschämt zugleich. Mein Vater verstand die Welt nicht mehr. Dass ich nicht mit den Besten mithalten konnte: So was konnte immer passieren. Aber dass ich bereits geschlagen war, noch ehe das Rennen richtig begonnen hatte, fand er unbegreiflich. Als wir irgendwo in der Nähe von Utrecht waren, sagte er: »Tja, Junge, wenn man auch bergab an den Bremsen reißt…« Dann gab er mir einen Klaps auf den Hinterkopf und murmelte, dass es im nächsten Rennen bestimmt wieder besser laufen würde.

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