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Meine Eltern warteten bereits auf mich, als ich nach Hause kam. So wütend hatte ich sie noch nie gesehen. Sie fühlten sich belogen. Das verstand ich. Sie fühlten sich betrogen. Das verstand ich auch. Sie sagten, dass ich meine Zukunft weggeworfen hätte, indem ich nicht zu den Wiederholungsprüfungen angetreten war. Ich nickte erneut: Auch das verstand ich. Aber ich weigerte mich, das zu tun, was sie sich für mich ausgedacht hatten, nämlich nach Den Helder zu gehen, um dort wenigstens noch Teilabschlüsse in Mathematik und Wirtschaftskunde zu machen. Was sie auch sagten, wie sehr sie auch schrien, wie lieb sie mich auch darum baten: Ich habe es strikt abgelehnt. Jedes Mal gab ich ihnen die gleiche Antwort: »Ich gehe nicht zurück zur Schule, ich werde Radprofi.«

In dieser Juniwoche gab es nur einen friedlichen Moment: als mein Vater und ich zu einer langen Trainingsausfahrt hinter dem Motorroller aufbrachen – einmal rund ums IJsselmeer, ein Ritt von 275 Kilometern. Auf halbem Weg hielten wir an. Mein Vater aß einen Backfisch, ich ein Snickers. Danach fuhren wir weiter, konstant über 50 km/h. Die Runde ums IJsselmeer war das letzte lange Training vor der niederländischen U23-Meisterschaft, die in jenem Jahr, 2003, in Rotterdam stattfand und genau ein einziges Hindernis aufwies: eine Brücke. Das war kein Parcours, der für mich gemacht war, und wir hatten vereinbart, dass ich mich für unseren Sprinter Hans Dekkers aufopfern sollte. Aber als ich mich drei Kilometer vor dem Ziel an die Spitze setzte, konnten meine Teamkollegen mein Hinterrad nicht halten. Ich schaute mich um, sah, dass sich eine Lücke aufgetan hatte, und schaltete noch ein, zwei Gänge höher. Niemand kam mehr an mich heran, geschweige denn an mir vorbei. Am Abend, als ich nach Hause kam, war unsere Straße geschmückt. Das halbe Dorf wartete auf mich. Wir feierten und wir tranken Bier. Spät am Abend saß ich meinen Eltern gegenüber auf der Couch. »Wenn du nicht mehr zur Schule gehen willst und dir tausend Prozent sicher bist, dass du Radrennfahrer werden willst, dann soll es wohl so sein«, sagte mein Vater. Meine Mutter nickte und gab klein bei.

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