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Zunächst zum Denken. Unterrichtliches Geschehen besteht nicht nur aus Handeln, sondern auch aus Sprechen, und Sprechen heißt nicht immer Handeln, und Sprechen heißt auch nicht notwendig Kommunizieren (dass ich den inflationären Gebrauch von »Handlung« nicht mitmache, erwähnte ich schon); Denk- und Sprechpausen sind wichtige Bestandteile des Denkens selbst.

Denken im Philosophieunterricht bedeutet, dass sich der Schüler Wirklichkeit theoretisch aneignet und nicht praktisch. Sowohl die Philosophie als auch der Philosophieunterricht sind überfordert, wenn man ihnen aufbürdet, die Schüler zum praktischen Handeln zu befähigen.

Wird praktische Handlungsorientierung zum Ziel des Philosophieunterrichts erhoben, ist die Philosophie als Denken unterlaufen. Denn um Handlungsorientierung geben zu können, ist vorausgesetzt, dass das Denken an einen Punkt gelangen könnte, an dem es sich selbst begrenzt: »Genug gedacht, jetzt wird gehandelt«, denn während der Handlung ist Denken tunlichst zu vermeiden. Das Denken muss also an einem bestimmten Punkt abgebrochen werden, und die Frage ist: an welchem Punkt? Hier zeigt sich der versteckte Zirkel in der Forderung nach Handlungsorientierung, denn das Denken wird dann abgebrochen, wenn es an den Punkt gelangt, an dem es in Praxis übergehen kann. Dazu aber muss Praxis schon vorausgesetzt sein. Das Denken wird also von einer Praxis begrenzt, die es selbst nicht überdenkt. Solches Denken ist Nützlichkeitsdenken, funktionales, instrumentelles Denken, ist Ideologie und Dogmatismus. Ein Denken, das eingebunden ist in eine vorab schon festgelegte Praxis, verdient nicht den Namen Philosophie. Philosophie, die zu einem Ende kommt, ist am Ende.

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