Читать книгу Moderne Philosophiedidaktik. Basistexte онлайн

80 страница из 92

Aus einem derartigen Experiment ziehe ich nun die beiden folgenden didaktischen Konsequenzen:

Erstens: Vom Standpunkt einer intentionalistischen Ethik sind die soeben referierten Intuitionen einfach »falsch«. Sie vermischen in unzulässiger Weise Intention und Folge einer Handlung. Das heißt, Intuitionen können trügen. Man kann das mit einer optischen Täuschung vergleichen: So wie sich das Auge beim Anblick von Linien täuschen kann, so werden die Menschen beim Hören oder Lesen moralischer Fälle getäuscht.

Dazu gehört zweitens: Diese Art Täuschung wird nicht nur festgestellt und theoretisch begründet. Noch wichtiger ist es, dass zusätzlich erklärt werden kann, wie es zu diesen Irrtümern gekommen ist, also aus welchen psychologischen Gründen sich die Probanden getäuscht haben. Das erinnert an die philosophische Tradition der Ideologiekritik, wie sie seit Bacons Idolenlehre während der gesamten Aufklärung bis Marx, Freud und der Frankfurter Schule praktiziert worden ist. Demnach bestreitet man nicht nur den Wahrheitsanspruch des Kritisierten, sondern versucht auch noch zu erklären, unter welchen subjektiven und objektiven Bedingungen der Erkenntnisgenese die Wahrheit (vielleicht sogar »notwendigerweise«) verfehlt wird. In unserem Fall der Experimentellen Philosophie kann ich derartige Gründe nur andeuten. Die speziell psychologischen Gründe sind teils kognitiver, teils emotionaler Art. Im vorliegenden Fall besteht offenbar das Bedürfnis, die negative Bewertung mitzuteilen. Um derartige Ergebnisse richtig einzuschätzen, ist nicht zuletzt auch auf die Art und Weise der Darstellung eines Szenarios zu achten. Hier spielt etwa die Reihenfolge eine Rolle, ob etwa zuerst die »gute« oder die »böse« Variante präsentiert wird; wie die fiktive Geschichte sprachlich vermittelt wird, wie die Ereignisse miteinander verknüpft werden usw. Weil also die Art der Erzählung eine nicht zu unterschätzende Bedeutung hat, sehe ich mich in meinem Verweis auf den narrativen Aspekt bestätigt.

Правообладателям