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Aus den genannten Gründen halte ich die Experimentelle Philosophie für hilfreich, um die Urteile von Schülerinnen und Schülern zu erfassen. Ich sehe darin ein methodisches Instrument bei der empirischen Unterrichtsforschung. Es ist nützlich, weil es mit fachspezifischen Mitteln das empirische Material nicht nur zu beschreiben vermag, sondern in der Lage ist, es zu analysieren und zu erklären, d. h. die psychologischen und kulturellen Motive zu erkunden. Diese Leistung scheint mir unbestreitbar zu sein.

Doch welche Konsequenzen hat die Anwendung der Experimentellen Philosophie für die Fächer Philosophie und Ethik? Ich sehe drei idealtypische Möglichkeiten.

Die erste radikale Reaktion auf die Experimentelle Philosophie könnte darin bestehen, Philosophie und Ethik zu verabschieden nach dem Motto: Die psychologischen Befunde demonstrieren, dass die Menschen »in Wirklichkeit« ganz anders urteilen, als uns diese Theorien glauben machen wollen. In der Tat lässt sich eine derartige Polemik in manchen Publikationen herauslesen. Deshalb ist die Experimentelle Philosophie alles andere als unstrittig. Natürlich gibt es Philosophen, die dagegen Sturm laufen. Aber nach meinem Eindruck ist diese Abwehr übertrieben, weil das Verhältnis zwischen traditioneller und experimenteller Philosophie sehr viel differenzierter ist, wie der von mir erwähnte Autor Appiah zeigt. Einerseits hält er die Theorie der Tugend bei Aristoteles für »widerlegt«, weil sich das Konstrukt eines einheitlichen und stabilen »Charakters« empirisch nicht nachweisen lasse; an dieser Stelle schwingt durchaus Kritik an der alteuropäischen Philosophie mit. Doch andererseits hält er an der aristotelischen Tugendlehre fest, indem er sie in kritischer Absicht reformuliert und damit die Ethik insgesamt rehabilitiert20. Es gibt für uns daher keinen Grund, sich von der Experimentellen Philosophie einschüchtern zu lassen.

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