Читать книгу Die vierzehnte Etappe. Radsportgeschichten онлайн

16 страница из 98

Ganze Teile des Rennens entgehen mir. Dagegen bin ich heute ängstlich veranlagt. Auf dem geraden Stück mit Gegenwind wird das Peloton immer dichter, Fahrer suchen die Lücken, die es nicht gibt, und müssen bremsen, man wird zu eigenartigen Kursänderungen gezwungen. Kurz vor mir gehen zehn Mann zu Boden, ich lenke mit der ausweichenden Welle mit und kann drum herumfahren.

Zweifellos finden vorne unaufhörlich Attacken statt, die sofort wieder neutralisiert werden, aber bis in die Tiefen des Pelotons, wo ich mich befinde, pflanzen die Tempowechsel sich nicht fort.

Die ersten zwei Prämiensprints habe ich verstreichen lassen, aber beim dritten entschließe ich mich, mitzumachen. Aus Langeweile und um die Form zu testen. Prämiensprints sind etwas anderes als Zielsprints. Es gibt vielleicht zehn von hundert Fahrern, die sich bewusst dafür entscheiden mitzusprinten, und noch einmal zwanzig, die sich bereithalten, um zufällige Chancen zu nutzen. Es geht nicht unbedingt um die erste Prämie; Mutige haben viel mehr Möglichkeiten, alleine wegzukommen. Ich brauche fünfhundert Meter, um mich nach vorne zu arbeiten; einen Kilometer vor der Linie führe ich. Ich fahre nicht schnell, bin bereit, mit allen, die an mir vorüberziehen, mitzuspringen. Schnell hintereinander folgen drei Attacken. Ich springe ans Rad des dritten Fahrers, es ist anstrengend. Er schließt nur die Lücke zu den anderen zwei, dann nimmt er die Beine hoch. In vierter Position komme ich über die Brücke, fünfhundert Meter vorm Ziel. Jetzt hören auch die ersten beiden auf, und ich muss wieder an die Spitze. Dreihundert Meter vorm Ziel schießen auf einmal vier Fahrer gleichzeitig an mir vorbei. Ich schalte aufs 12er und beginne zu sprinten. Was schiefgelaufen ist, weiß ich nicht, aber ich bin auf der falschen Straßenseite, im Wind. Ich komme an den Vieren vorbei, aber dann muss ich noch hundert Meter, und mehr als zweihundert Meter für eine Prämie zu sprinten, ist nicht schlau. Fünfzig Meter vor dem Ziel falle ich zurück. Van der Horst, der scheinbar an meinem Hinterrad gefahren ist, zieht an mir vorbei. Dass dies ein Prämiensprint ist, entlässt mich aus der Pflicht, Widerstand zu leisten, und ich werde Zweiter. Zehn Gulden verdient.


Правообладателям