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Auch die Karlsruher Oper hatte damals einen wohlverdienten Ruf. Mad. Gervais, die gefeierte erste Sängerin, war die Tochter eines Pariser Tanzmeisters.

Die Perle unserer Bühne war aber unstreitig Amalie Neumann, die noch heute als Frau Haitzinger am Wiener Hofburgtheater glänzt und im Fach der »komischen Alten« unübertroffen in Deutschland dasteht. Wer aber damals zu sagen gewagt hätte: Amalie Neumann — das reizendste Blondchen in der »Entführung aus dem Serail« — der lieblichste Benjamin in »Jakob und seine Söhne« — die entzückendste jugendliche Liebhaberin in hundert naiven oder sentimentalen Lustspiel-Rollen … wird einst eine prächtige »komische Alte« werden und die guten Wiener als »Martha« im Faust entzücken, — den hätten unsere jungen Theaterenthusiasten sicher auf Pistole gefordert. »Unsere himmlische Amalie Neumann — unmöglich!« … Und doch wird in 50 Jahren, die seitdem hinabgerollt sind, im Leben so Manches möglich.

Amalie Morstadt war 1800 in Karlsruhe geboren. In einer Wohltätigkeitsvorstellung betrat das liebliche zehnjährige Kind in Wranitzkys jetzt vergessener Oper »Oberon« in der Titelrolle zum ersten Male die Bühne. Der Erfolg des seltenen Kindes entschied für ein Künstlerleben. Mit fünfzehn Jahren war Amalie Mitglied des Karlsruher Hoftheaters, Anfangs nur in kleinen Opernpartien tätig. Ein Jahr darauf heiratete sie den Schauspieler Neumann und trat ihre erste glänzende Gastspielreise durch Deutschland an. Aus einem zweiten Gastspiel in Berlin im Jahr 1824 schrieb mir Amalie Wolff, Goethes geliebte Schülerin und die damals geistreichste Künstlerin der Berliner Hofbühne, über die bezaubernde Persönlichkeit von Amalie Neumann: »Ein Wesen, wie eine verkleidete Prinzessin anzusehen, trat zu mir ins Zimmer, strahlend wie die Frühlingsgöttin in blühender Schönheit. Hellblauer Musselin umwallte die etwas zu volle und gedrungene, aber doch zierliche Gestalt. Ein runder italienischer Strohhut mit weißem Band, wie ihn die englischen Touristinnen tragen, beschattete reiche hellblonde Locken. Vergissmeinnicht-Augen blickten mich schelmisch-freundlich an. Griechisches Profil, purpurroter lieblicher Mund, Grübchen in den Wangen, rosig angehaucht — sanfte, wohlklingende Stimme … so bezaubernd die ganze Erscheinung, dass ich vor staunender Bewunderung kaum zu antworten vermochte!«

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