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Als Hedwig im Ball zu Ellerbrunn gab sie ein vortreffliches Bild der modernen Salondame. Als Suschen und Walpurgis entfaltete sie die ganze Spielerei einer ersten jungfräulichen Neigung in allen ihren Stufengängen von der erwachenden Lust bis zur listigen Verschlagenheit. Wie die unbefangene Seele sich überraschen lässt von ihrem eigenen Gefühle, trat in diesen Bildern idyllischer Gemütswelt als ganz besonders glücklicher Moment hervor. Als Goldschmidts Tochter ließ sie den Zug einer religiösen Stimmung nicht außer Acht und sprach das Gebet vor Schlafengehen, das andere Darstellerinnen in falsch verstandener Auffassung dieses Charakters fortlassen, mit jener echten Natureinfalt des Gemüts, die bei Rollen dieser Art so leicht in Koketterie umzuschlagen pflegt. So hob sie auch ihres Vaters Rang als Altbürger von Ulm gegen den Ritter ganz besonders hervor, und gab der Walpurgis dadurch jene Beimischung von mittelalterlich-bürgerlichem Stolz, der diese Figur von aller modernen Naivität abscheidet.

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