Читать книгу Schweizerspiegel. Roman онлайн

129 страница из 246

Severin erhob sich und entspannte den Bogen, Professor Junod stand auch auf. In diesem Augenblick kam Fred vom Notenschrank her und legte eine aufgeschlagene Stimme vor jeden der vier Streicher hin. «Spielt das da noch!» bat er. Es war ein Streichquartett von Mozart, das «Jagdquartett», das er sich gemerkt hatte. «Ach, es ist zu spät, Fred!» sagte Severin unwillig. «Wir können sie da unten nicht so lange warten lassen.» Fred widersprach und wurde sogleich von Gertrud unterstützt, die über die wartende Gesellschaft nicht im geringsten beunruhigt schien. Professor Junod zog bedauernd die Brauen hoch und sah nach der Uhr. Schließlich einigten sie sich auf Pauls Vorschlag, wenigstens den langsamen Satz noch zu spielen.

Sie rückten mehr gegen die Mitte, Gertrud schloß den Flügel und nahm in einer Ecke Platz. Fred, der den Leuchterschein, in dem sie bis jetzt gespielt hatten, nicht angenehm fand, stellte trotz Severins Bemerkung, man möge doch keine Geschichten mehr machen, die Stehlampe zwischen die Pulte. Während die Spieler ihre Instrumente stimmten, ging er zum Schalter. Einen Augenblick stand noch alles im hellsten Lichte, weiße Möbel aus dem Zeitalter Louis XVI. mit geraden zierlichen Beinen, der kunstreiche, von einem Meister der Dynastie Pfau gebaute Ofen mit den Geßner-Idyllen in zartem Blau und Weiß, die gelbe Seide der Wände, auf der sich in ovalen Rähmchen Schattenrisse von Komponisten abhoben, die unaufdringlich schöne Stuckdecke, dieser ganze wohlgestaltete Raum, in dem ein verehrungswürdiger, von der Umwelt schon überwundener Geist bis heute lebendig geblieben war. Fred drehte das Licht ab, schlich mit scherzhaft übertriebener Vorsicht auf den Fußspitzen zu seinem Stuhl und ließ sich lautlos nieder.

Правообладателям