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Gertrud empfand das Verhalten Mathildes als eine Beleidigung ihrer Freundin und war empört, aber zugleich ärgerte sie sich über Susis plebejische Zudringlichkeit. «Ach, das kann schließlich jedem passieren», erwiderte sie gereizt und wandte sich ab, um etwas zu flüchtig auch Susi und Herrn Frey einander vorzustellen.
Hauptmann Frey von Wurzach, ein mittelgroßer, kräftig gebauter Mann mit hohem, schmalem Schädel, spärlichem, in der Mitte gescheiteltem Haar und einer langen, steil abfallenden Nase gebärdete sich auch im Zivil durchaus als Offizier. Sein Rock war eng in die Taille geschnitten; er trug ihn zugeknöpft, hatte die Hände flach in die Seitentaschen geschoben und hielt sich äußerst gerade. Der hohe, steife Kragen erlaubte ihm nicht, den Hals frei hin und her zu drehen; wenn er sich im Gespräch nach rechts oder links zu wenden hatte, drehte er zugleich mit dem Kopf auch den Oberkörper herum. Vor Susi nahm er die Hände aus den Taschen, führte mit zusammengerückten Absätzen eine sehr knappe Verbeugung aus und sagte mit einem Lächeln, das Gertrud arrogant fand, völlig unbeteiligt: «Sehr angenehm!»