Читать книгу Schweizerspiegel. Roman онлайн

189 страница из 246

Gertrud richtete sich mit geröteten Augen und verwirrtem Ausdruck langsam auf, horchte eine Weile und erhob sich plötzlich, um die Tür, durch die er das Zimmer verlassen hatte, abzuriegeln. An der Tür blieb sie, rasch und aufgeregt atmend, einen Augenblick stehen, um abermals zu horchen, dann überzeugte sie sich, daß auch an der andern Tür der Riegel vorgeschoben war. «Ich bin fertig mit diesem Mann», dachte sie. «Ich werde nie, nie mehr etwas mit ihm zu tun haben. Daß er derart roh und rücksichtslos sein könnte, hätte ich nicht erwartet … oder doch, ich habe es geahnt, ich habe gewußt, daß es so enden werde … Und jetzt wälzt er alle Schuld auf mich. Das ist unerhört, sogar wenn er einen Grund dazu hätte … aber er hat keinen Grund, er ist grauenhaft ungerecht, er unterschiebt mir irgendetwas und stößt mich weg, ohne auch nur danach zu fragen … Beziehungen zu Albin? Aber was habe ich denn getan? Ich habe nichts getan … Und selbst wenn Albin mich lieben würde … aber was weiß ich denn, was weiß ich? Er hat nie ein Wort gesagt, er hat nur …» Ohne genau zu bedenken, was er denn eigentlich getan habe, erinnerte sie sich jetzt an die paar Augenblicke, in denen sie seine reine, scheu zurückgehaltene Liebe gespürt hatte; aber es widerstrebte ihr sofort, mit dem Verstand daran zu rühren wie an etwas Meßbarem. «Nein, das soll er mir nicht beschmutzen! Das steht turmhoch über alldem, was hier geschehen ist, und Albin selber steht turmhoch über ihm. Ein Dichterling, ein armer Schlucker! Wie brutal er mir das hingeworfen hat! Ja, er ist brutal, er hat mich behandelt, wie man kein Dienstmädchen behandeln würde. Und dazu spricht er noch von Scheidung!»

Правообладателям