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Sie drückte den Brüdern flüchtig die Hand, beteuerte noch einmal, daß sie zu Fuß nach Hause gehen wolle und wurde von atemhemmendem Herzklopfen befallen, weil sich jetzt sogleich entscheiden mußte, ob Albin sie begleiten oder verlassen werde. Indessen nahm sie von ihm nicht Abschied, sondern blickte ihn an, ohne sich zu gestehen, daß sie ihn damit zur Begleitung geradezu aufforderte. Der eben noch Unentschiedene bat denn auch wirklich darum. Um ihre Erregung zu verbergen, begann sie, nachdem sie freundlich dankend angenommen hatte, sofort von gleichgültigen Dingen zu reden.

Albin war nach dem unvermittelten Ende jenes Gespräches vor dem Bücherschrank und dem darauffolgenden Abschied, bei dem, wie er meinte, Gertrud ihm die Hand verweigert hatte, zur Überzeugung gekommen, daß die junge Frau sich jede mehr als freundschaftlich-gesellige Annäherung verbitten werde. Er hatte es selbstverständlich gefunden und sich trotz seinem absichtlosen Verhalten geschämt, daß er zu weit aus sich herausgegangen war. Mit dem unbedingten Anstand des völlig lautern Menschen und mit seinem besonderen Stolze hatte er beschlossen, das zweifellose Recht Hartmanns auf die ungeteilte Liebe seiner Frau mit keinem Gedanken anzutasten, die Frau selbst unmerklich zu meiden und mit seinen Gefühlen allein fertig zu werden. Während er jetzt, den Geigenkasten unter dem linken Arm, neben ihr dahinschritt, erlebte er die zwiespältigsten Empfindungen; ihre Gegenwart berückte ihn unweigerlich und gaukelte ihm das aufwachende Verlangen wieder als verheißungsvoll und berechtigt vor, obwohl er wußte, daß es hoffnungslos war. Er brannte und es tat weh; aber statt das Feuer zu fliehen, blieb er ihm nahe. Während ihn diese bittersüße Erkenntnis keinen Augenblick verließ, unterhielt er, um seine Befangenheit zu verbergen, mit allem Eifer das von Gertrud begonnene, harmlos nichtige Gespräch.

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