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Zu welchem besondern Zweck sie ihn jetzt treffen und was sie ihm sagen wollte, war ihr durchaus unklar, aber sie klammerte sich zuletzt an diesen Gedanken wie der Ertrinkende an den nächsten festen Gegenstand, der die Flut überragt, gleichgültig, ob er dadurch gerettet werde oder nicht.

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Hastig begann sie Kleid und Haare in Ordnung zu bringen, wusch sich die Augen, klingelte dem Mädchen und ließ einen Taxi bestellen. Sie benutzte die erste Gelegenheit, das Haus unbemerkt zu verlassen, und wartete in der Dämmerung des Gartens auf den Wagen. Auf der ganzen Fahrt wurde sie alsdann von der dunklen Vorstellung begleitet, daß ihr eine entscheidende Stunde bevorstehe, die all das Gemeine, Erniedrigende tilgen werde; erst vor dem ihr wohlbekannten Hauseingang erwachte sie zum nüchternen Bewußtsein, daß sie sich vorläufig nicht zu Albin, sondern in Gesellschaft begab, wo sie Haltung bewahren und eine unbefangene Miene zeigen mußte.

Sie wurde von Tante Klara, der Frau des Professors, im Hausgang empfangen und leise in die Wohnstube geführt. Aus dem Salon herüber drang der etwas rauh gespielte letzte Satz eines Streichquartetts. «Wie nett, daß du doch noch gekommen bist!» sagte Frau Klara langsam und blickte sie freundlich an.

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