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Severin war klug genug, die journalistische Erziehung des Bruders für den Anfang seinem Kollegen zu überlassen, und unter Schmids Augen hatte Paul in einem raucherfüllten, mit Zeitungen, Büchern und Broschüren unordentlich vollgestopften ehemaligen Wohnzimmer seine Tätigkeit denn auch aufgenommen. Mit Vergnügen bemerkte er das scheinbar planlose Durcheinander auf Schmids Arbeitstisch, und schon in den ersten Tagen, während er sich über diese Hilfsmittel des Geistes noch sarkastisch wunderte, bedrängten sich auch auf seinem Tische Leimtopf, Schere, Tintenfaß, Aschenbecher, Schreibpapier und Manuskripte; außerdem lagen unaufgeschnittene Broschüren da, die vielleicht auch er nicht aufschneiden würde, Stöße gelesener Zeitungen, die von Severin über Schmid zu ihm gelangt waren, und Bücher, Besprechungsexemplare, die zu lesen bis jetzt noch niemand Zeit gefunden hatte.
Von Anfang an wurden ihm die Einsendungen für das Feuilleton vorgelegt, in der Mehrzahl dilettantische Bemühungen, deren Wert nur ausnahmsweise dem geringen Honorar entsprach, das die Zeitung dafür bezahlen konnte; er las sie grinsend durch und mußte auf Schmids freundlich heitere Einsprache hin doch dies und jenes in den Setzraum befördern, weil es von einem Mitarbeiter stammte, den man nicht vor den Kopf stoßen durfte. Schmid und Severin warfen manchmal Ausschnitte aus andern Zeitungen vor ihn hin, mit der Aufforderung, sie für das Feuilleton entweder zu kürzen oder «etwas daraus zu machen», und es stand ihm nicht an, das zu verweigern. Zu seinem Mißvergnügen hatte Schmid auch den neuen Roman schon gewählt, der die laufende Kriminalgeschichte ablösen sollte; er stammte aus der Feder eines ausländischen Vielschreibers und kostete als Zweitdruck fünfzig Franken. Es zeigte sich, daß man für das Feuilleton kein Geld übrig hatte, und Pauls schöner Plan blieb vorläufig dort, wo er entstanden war.