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Paul warf die Zeitung grinsend auf den Tisch.

«Gelesen?» fragte Schmid.

«Ja … merkwürdig! Seit wann gibt es denn solche Demokraten? Die ältern Herren sind doch so friedlich gesinnt! Hm … jaja, die deutsche Zucht … Nur schade, daß Severin nicht unter einem preußischen Feldweibel Dienst machen darf …»

«Ja, wie ist das, macht er überhaupt Dienst?» fragte Schmid. «Ich hab’ ihn noch nie in Uniform gesehen … er muß doch mindestens Hauptmann sein?»

«Nein, er hat einen zu dicken Hals, Struma … man sieht’s ihm kaum an, aber … er ist untauglich.»

Erwin Schmid war ein dreißigjähriger Mann von mittlerer Größe, mit leicht gewelltem, vollem Haar, das er manchmal gewohnheitsmäßig und etwas nervös nach hinten strich, mit einem blassen, wachen Gesicht und mit magern Händen, die an den Spitzen des Zeige- und des Mittelfingers die jodfarbenen Spuren ungezählter Zigarettenreste trugen, das einzig Unsaubere am ganzen Mann. Seine Stimme schien immer leicht belegt, auf jeden Fall war sie klanglos, dazu sprach er hastig, leise, und oft durch einen kurzen Anfall von Heiserkeit oder Husten behindert, was ihn nicht abhielt, weiterzurauchen. Er war einer jener Journalisten, die über eine Theateraufführung ebenso flüssig zu schreiben wissen wie über eine neue Maschine oder einen Gesetzentwurf, nicht weil sie mehr davon verstehen als andere Sterbliche, sondern weil sie eine Schreibgewandtheit besitzen, die keiner menschlichen oder sachlichen Voraussetzungen mehr zu bedürfen scheint.

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