Читать книгу Schweizerspiegel. Roman онлайн

92 страница из 246

Severin hielt von seinem Kollegen nicht viel mehr als ein Baumeister von einem geschickten, etwas flatterhaften Hand-langer. Schmid seinerseits hielt Severins Art für laienhaft, trocken und langweilig, er war überzeugt, daß kein Mensch das Blatt lesen würde ohne den interessanten und schmissigen Zug, den er ihm täglich zu verleihen bestrebt war.

Nach Neujahr begann Severin sich mit der Erziehung seines Bruders ernstlicher zu befassen. Eines Nachmittags kam er mit dem feuchten Abzug einer für die folgende Nummer bereits gesetzten Seite aus seinem Büro herüber. Er kam aus einer saubern, musterhaft geordneten Schreibstube, in der alles seinen genau bestimmten Platz hatte, und wich unter der Tür wie gewöhnlich vor dem Rauch, der Schmids Bude erfüllte, ein wenig zurück. «Puh!» machte er angewidert. «Es ist mir unbegreiflich, wie man hier atmen kann … Paul, deine Buchbesprechung da können wir in dieser Form nicht bringen. Der Roman mag ja schlecht sein, aber … der Verfasser ist ein sehr eifriges Parteimitglied. Wir müssen Rücksicht nehmen … Jaja, du kannst nun lachen», fuhr er im selben ruhigen und festen Tone fort, als Paul höhnisch mitleidig vor sich hin zu lachen begann, «aber du bist im Irrtum, mein Lieber! Die Arbeit dieses Mannes für unsere Sache ist wichtiger als seine Schriftstellerei. Ich verlange nicht, daß du dein Urteil änderst, aber ich muß eine andere Besprechung bringen. Ferner, weil wir bei diesem Thema sind … der Inseratenchef hat reklamiert, die Kinos geben keine Inserate mehr auf, wenn wir jeden Film herunterreißen …»

Правообладателям