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Nach einer einläßlichen Betrachtung der außenpolitischen Lage fuhr Severin fort: «… diese blutigen Wirren auf dem Balkan und die damit verbundene politische Kraftprobe der zwei großen europäischen Interessentengruppen haben das Gespenst eines gewaltigen Krieges heraufbeschworen. Der Dreibund hat erreicht, was er erreichen wollte, während die Tripelentente eine empfindliche Niederlage erlitt. Die unmittelbare Folge davon war jene gegenseitige großartige Steigerung der Rüstungen, die der Sozialdemokratie so sehr auf die Nerven geht. Die Großmächte stehen heute bis an die Zähne bewaffnet da; ihre Rüstungsausgaben haben horrende Summen erreicht, die man sich vor wenigen Jahren noch nicht einmal träumen ließ. Das ist für alle Zaghaften und Unentschiedenen ein ungemütlicher Zustand. Die Stellung, die man vielfach auch bei uns dieser Lage gegenüber einnimmt, mag der ehrlichen Sorge um unser Land entspringen, das geben wir gern zu. Und wenn in unserm eigenen Lager, in unsern Parteiorganen, im Tone der Verurteilung, ja des Abscheus davon gesprochen wird, so mag auch dies seinen menschlichen Grund haben. Wir alle wollen ja den Frieden. Aber Gott behüte uns vor einem schlaffen und schläfrigen Frieden. Die Spannung, in der sich die Völker jetzt befinden, ist ein Lebenselement, das dem Aufstieg nur förderlich sein kann. Das eine Beispiel, Deutschlands Macht und Größe, sollte uns doch die Augen öffnen. Eine ungeheuer straffe Organisation und Konzentration hat das deutsche Volk zu einer Kraftentfaltung ohnegleichen geführt. Und wenn es zum Krieg kommen sollte, was wir nicht glauben, – sind nicht Völker durch Kriege groß geworden? Vergessen wir doch die Geschichte nicht! Wir bedauern das Unglück auch, das ein Krieg im Gefolge haben kann, aber wir sind nicht sentimental genug, um gegen notwendige Entscheidungen zu protestieren …»

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