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Trotzdem ließ sich Paul noch nicht entmutigen, er schrieb kluge und witzige kleine Betrachtungen über literarische Gegenstände, die seiner Meinung nach brennend aktuell waren, und berichtete gewandt über Theateraufführungen und Konzerte. Dies vermochte ihn aber nach Severins Meinung nicht ernstlich genug zu beschäftigen, und bald wurden aus dem täglichen Zustrom von Nachrichten die unpolitischen seiner Hand anvertraut. Er hatte sie so rasch wie möglich auf ihre sprachliche Richtigkeit hin zu prüfen, allenfalls zu kürzen, gewisse Worte hervorzuheben und die Papierstreifen, auf die eine sparsame Agentur sie zusammengedrängt hatte, zerschnitten und mit Überschriften versehen dem Setzer zu übermitteln. Dabei erlebte er, daß Erwin Schmid seine sachlichen, oft wohl auch umständlichen Titel nachträglich durch auffälligere oder knappere ersetzte und ihm auf diese angenehme Art eine wichtige Lehre erteilte.
Zwischen Paul und Schmid entwickelte sich ein oberflächlich freundschaftliches Verhältnis, das seinen besonderen Grund in ihrer gemeinsamen Abneigung gegen Severin hatte. «Lesen Sie seine Thronrede!» sagte Schmid, als sie am Silvesternachmittag, die fertige Neujahrsnummer vor sich, noch eine müßige Viertelstunde auf der Redaktion verbrachten. «Da zeigt er sich von einer besondern Seite. Sehr lesenswert!»