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Die Bauern des Dorfes konnten nicht begreifen, dass die Arbeiter einfach so nicht mehr arbeiteten, und gingen mit Heugabeln auf sie los. Meine Mutter musste manchen verletzten Arbeiter pflegen, bis Fritz Brupbacher, der Arbeiterarzt aus Aussersihl, kam. Polizisten und Militär wurden eingesetzt. Die Dragoner überquerten hoch zu Ross die Gemüsegärten. Die Hufe der Pferde schleuderten die Setzlinge weit in die Luft. Der Rest wurde in den Boden gestampft. An unseren Häusern kamen sie nicht vorbei, und unser Garten blieb verschont.

Eines Morgens kam der Fabrikdirektor und sagte meiner Mutter, dass sie bis Mittag die Wohnung räumen müsse.

«Da haben Sie es schriftlich. Unterzeichnen Sie hier! Die Wohnung gehört der Fabrik, und Arbeiter, die streiken, können wir nicht in unserer Wohnung dulden.»

Dann ging er die Treppe hinunter, und zu einem Streikbrecher sagte er: «Dort, jener Garten gehört Ihnen.»

Wir Kinder weinten. Meine Mutter nahm uns bei den Händen und ging mit uns in den Garten. «So, zieht alles schön heraus, was im Boden ist, und legt alles in den Karren.» Da waren Karotten und Erbsen, die wir in vier Wochen hätten essen können, Kartoffelstauden, Bohnen, Lauch, Kohl und Randen. «Warum machst du das, Mutter?», fragte ich. «Wer nicht gesät hat, soll auch nicht ernten. Das ist ein Streikbrecher, der in unsere Wohnung kommen soll. Wäre das gerecht, wenn der Vater ihm hülfe, einen besseren Lohn und kürzere Arbeitszeit zu bekommen, und ich ihm einen Garten anpflanzen würde, damit er nur nehmen könnte?»

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