Читать книгу Im Stillen klagte ich die Welt an. Als "Pflegekind" im Emmental онлайн
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Meine ganze Familie war nun komplett auseinander gerissen worden. Geschwister, Vater, Mutter – und was mich besonders schmerzte, war die weite Distanz zu meiner geliebten Stadt.
Meine Schwester Elsbeth lebte schon eine gewisse Zeit im Heim nördlich von Bern. Irgend jemand hatte nun die Idee, dieses Kind auch hierher zu einem Bauern zu bringen.
Nach Verhandlungen mit Burris waren diese einverstanden, Elisabeth, wie sie mit vollem Namen hiess, auch anzunehmen. Gegen Kostgeld natürlich, um das ging es ja in erster Linie. Darauf wurde meine Schwester aus dem Kinderheim, in welchem sie sich schon gut angepasst hatte, herausgeholt und auf die Lischenmatte gebracht.
Damit hatte die junge Frau innert kürzester Zeit gleich drei fremde Kinder ins Haus bekommen. Drei-, sieben- und achtjährig waren wir. Dieser Situation war die Bäuerin keineswegs gewachsen. Von Einfühlungsvermögen und Verständnis uns gegenüber war sie weit entfernt. Dazu kam, dass sie den Verlust ihres eigenen Kindes noch nicht verarbeitet hatte. Es musste sterben und Walti, der Angenommene, durfte leben. Oft schaute sie in die Schublade, wo die Sachen des Verstorbenen lagen, nahm etwas heraus, versorgte es aber gleich wieder mit den Worten: «Nein, diese Kleider kann ich dem Walti nicht anziehen, die gehörten meinem Robertli.» Sie arbeitete sich zwanghaft in eine Neidsituation hinein.