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Doch eines Abends, als die Dorfleute in die Kirche kamen, um ihren Rosenkranz zu beten, fanden sie den Altar der Madonna geplündert: keine Blumen mehr, keine Leuchter … Man lief zum Pfarrer und meldete es ihm. Er wusste von nichts. Man versammelte sich in der Vorhalle. Jemand hatte ihre Kirche geschändet! Eine böse Glut glomm in den Blicken der Männer auf, die Frauen bekreuzigten sich, die Kinder weinten in den Wald der Röcke hinein. Sie waren alle sehr aufgeregt, aber ihre Empörung machte sich nicht in Worten und Gebärden Luft, sie blieb im Innern wie alles, was das Bergvolk heftig bewegt.
Ein kleines Mädchen kam zu seiner Mutter gelaufen und zog sie an der Hand: Komm schau, komm schau!
– Was hast du?
– Komm schau, wiederholte das Kind.
Es bat so eindringlich, und sein Gesicht hatte einen so merkwürdigen Glanz, dass die Mutter sich führen liess. Und als die andern das sahen, folgten sie.
– Was hast du gesehen?, fragten sie das Kind.
Aber das konnte es ihnen nicht erklären in seiner Aufregung. Seine Ungeduld wirkte ansteckend, und der Zug, den die Kleine anführte, wurde immer länger und bewegte sich immer eiliger. Auch Justine schloss sich an. Ihr schwante ein Unglück. Sie zogen die Strasse hinunter, überquerten einen Platz, gingen um ein paar Scheunen herum und hielten schliesslich vor einem Haus. Es war Germains Wohnung.