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Aber es ging von Flavie eine solche Überlegenheit aus, dass man in ihrer Gegenwart nichts zu sagen wagte. Ihre Augen waren immer noch durchsichtig wie Wasser, und dennoch konnte man ihnen nicht auf den Grund sehen. Woraus bestand er? Aus feinem Sand, geschliffenen Kieseln oder aus trübem Schlangengewimmel? … Germain blickte in diese Augen und flehte sie an, ihm zu antworten, aber sie blieben stumm.
Niemand, ausser Justine vielleicht, wusste, dass das Leben für ihn zur Hölle geworden war. Schlimmer als eine Hölle, denn dort kann man sich wenigstens gehenlassen, kann stöhnen und heulen; man hat das Recht, unglücklich zu sein. Aber in einem Dorf mit all seinen lauernden Fenstern … Ah, wenn er sie nur hätte schlagen können, seine Flavie! Sie durchwalken und dann unterwerfen. Aber er sah es jetzt ein, dass sie nicht war wie die anderen Frauen. Noch in den heftigsten Wutanfällen blieben ihm die Arme gelähmt vor ihr, und seine Zunge fand nicht einen Fluch. Und was noch schlimmer war: Sie hatte immer recht, er fühlte sich ihr gegenüber schuldig und ging so weit, sie um Verzeihung zu bitten.