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– Heut Abend mähe ich dich ab.

Und sein Arm schnitt scharf ein wie eine Sense.

An diesem Abend trug die verschmähte Justine so schwer an ihrem Kummer, dass sie das Haus verliess und in den Gassen umherirrte. Am liebsten wäre sie über die Wiesen gelaufen oder den Waldrand entlang, aber so allein in der Dunkelheit wagte sie es nicht trotz ihrer Not.

Der Wind hatte sich erhoben und lief fast lautlos durch die Strassen, unruhig wie ein Dieb. Am Himmel waren dunkle Herden im Aufbruch. Das Dorf hatte die Anker eingeholt, die es auf der Erde festhielten, und liess sich treiben. Und Justine ging, als hätte sie keinen Körper mehr, als wäre sie nur noch eine Seele, so weh tat sie ihr. «Wozu tot sein?», sagte sie sich, «wenn man das Gewicht seines Schmerzes doch mittragen muss? … Es würde sich ja nichts ändern, nichts.»

Alle Fenster schienen erloschen, nur zwei oder drei Glühlampen liessen da und dort ein Gebäude erkennen. Auf einmal merkte Justine, dass sie vor Germains Haus ­angelangt war. Warum konnte sie nicht weiter? Warum blieben ihr die Füsse am Boden kleben? Mit dem Wind hätte sie fliehen wollen, nur noch eine Seele sein im Wind, aber plötzlich war ihr Körper wieder da, schwer, ach so schwer …

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