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Jetzt fand sie die Sprache wieder:

– Du kennst ja mein Gelübde … Du wirst schon sehen! … Wenn ich etwas gelobt habe, so halte ich es.

– Aber du bist ja davon entbunden.

– Was verstehst denn du davon? Ein Gelübde ist etwas Heiliges.

Und als er lachend und selbstsicher in seinem Glück zu ihr sagte: Du wirst schon noch auf andere Gedanken kommen. Ach was, es geht dir wie allen Übrigen …, entgegnete sie:

– Ihr werdet schon sehen. Vergiss meine Worte nicht.

Germain wurde sonderbar zumute, ganz traurig. Er blieb sitzen, stumm, blind, die Hände auf den Boden gestützt, und die dürren Nadeln gruben sich in seine Handballen. Aber als er wieder ins Dorf zurückkam und am Gemeindehaus ihr Eheversprechen angeschlagen sah, dachte er nicht mehr an ihre Worte. Er war wieder ein starker Mann, ein Mann, der alle Berge ringsum in seiner Hand hielt.

Dann kam der Hochzeitstag. Flavie hatte sich ein Kleid aus schönem schwarzem Tuch schneidern lassen mit vielen Fältchen an den Ärmeln und über den Hüften. Dazu trug sie den Falbelhut, mit einem goldbestickten schwarzen Samtband umwunden, auf dem dunkle Perlen und Metallplättchen glitzerten. Sie hatte kein Halstuch umgelegt. Ihr roter Haarknoten, der sich wie ein Fächer über die schwarzen Schultern ausbreitete, war festlicher als ein Seidentuch.

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