Читать книгу Keinen Seufzer wert. Roman онлайн

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Das erst zweijährige Kind ist mit Hunger aufgewacht und will durch das Loch zu den Eltern in die Stube hinunterklettern. Dabei rutscht es aus, und Verena sieht zu, wie das Mädchen auf den Ofen fällt und von dort aus auf den Stubenboden. Augenblicklich ist sie auf den Beinen. Das Kind schreit, es blutet. Verena packt es und hastet in die Küche, das Kind am Arm wimmert, aber Verena findet sich in der finsteren Küche nicht zurecht. Alles, was sie angreift, fühlt sich klebrig an, vielleicht wegen des Bluts der Kleinen. Da öffnet sich Schlatters Tür. Er hat in seiner Stube Licht.

Sie legt das Kind auf Schlatters Ofenbank, während er ihr zündet. Die Kleine hat eine Platzwunde am Kopf, klammert sich an Verena und weint. Endlich kommt Jakob, er bringt Wasser und bettet das Kind auf seinen Schoss. Es ist Jakob, der das Kind beruhigen kann, während Verena die Wunde mit Wasser reinigt und schliesslich den Kopf mit einem Stück Tuch von Schlatter verbindet.

Jakob wiegt weiter beruhigend das Kind, während Verena sich erschöpft an Schlatters Tisch setzt. Die dumpfe Angst vor Res beim Aufwachen – jetzt war sie froh um ihn. So langsam kommt Verena zu sich. Was für ein schlechter Anfang auf dem Schafberg, dieser Sturz, wenn nur dem Kind nichts bleibt. Plötzlich bemerkt ­Verena die aufgeschlagene Bibel, die auf dem Tisch liegt, und sie begreift. Res hat gebetet. Sein Gemurmel vorhin, es waren Gebete. Der alte Mann hält morgens Andacht. Sie hat gemeint, er spreche mit sich selbst. Sich um den Herrgott zu kümmern, ist nichts Schlechtes. Man weiss, Res ist ein Stündeler. Die Stündeler mag niemand, schon gar nicht solche, die anderen Vorschriften machen. Aber ihr gilt es eigentlich dasselbe, ob einer nun in der Kirche betet oder zur Versammlung geht. Und ein bisschen mehr an den Herrgott zu denken, schadet nicht, auch ihr nicht und den Kindern.

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