Читать книгу Nach Amerika. Lebensberichte von Schweizer Auswanderern онлайн

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Meine Frau ist eine passionierte Reiterin; ich komme mit zwei Beinen besser aus. Foxhunting wurde Ilses Leidenschaft; sie hatte immer eigene Vollblutpferde, und als ich nahe der Pensionierung war, fanden wir diesen Platz hier. Wo wir vorher wohnten, wurde alles überbaut, und zum Reiten gab es kaum mehr Platz. Hier im Montgomery County, in Comus, bauten wir unser Haus nach eigenen Plänen, dazu eine Pferderanch mit viel, viel Auslauf.

Jetzt sind wir älter, und das Leben so weit draussen auf dem Land macht uns zusehends Probleme. Poolesville, das nächste Dorf mit viertausend Einwohnern, hat seit Ende Januar keinen Lebensmittelladen mehr; er machte Konkurs. Jetzt müssen wir zwanzig Minuten zu einem Super Giant fahren, um uns mit dem Nötigsten einzudecken. In diesem riesigen Einkaufsladen drehen Ilse und ich fast durch. Das ist nicht nach unserem Geschmack. Früher konnten wir alles an einem Ort finden: Arzt, Apotheke, Zahnarzt, Lebensmittel, und erst noch mit den Leuten plaudern.

Wir reden schon lange davon, in die Schweiz zurückzukehren. Aber unsere Kinder haben in Amerika Wurzeln geschlagen. Das macht es so schwierig, uns zu entscheiden. Der Besitz hier wird zum Problem – die dreissig Hektaren Umschwung, davon reichlich Wald, geben immens viel Arbeit. Ich mähe mit einem Traktor alles Gras selbst. Und wenn einer der mächtigen, alten Bäume umfällt, verarbeite ich ihn mit der elektrischen Säge und der Axt zu Brennholz. Im weitläufigen Haus leben Ilse und ich auf einem Stockwerk – die oberen Zimmer nutzen wir nur, wenn die Kinder und die vier Enkel auf Besuch kommen. Hans Georg ist Ingenieur und Urs Betriebswirtschafter. Beide leben mit ihren Familien in New England – zehn Autostunden von uns weg. Monika ist single und arbeitet als Professorin für Geschichte und Geografie am Prince George’s Community College halbwegs zwischen Washington und Baltimore, zu weit entfernt, um hier zu leben.

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