Читать книгу Nach Amerika. Lebensberichte von Schweizer Auswanderern онлайн

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Wir leben sehr zurückgezogen. Und offenbar sei das nicht gut für ältere Menschen, liess ich mir sagen. Einsam fühle ich mich nicht, aber etwas isoliert schon.

Was machen wir mit Haus und Grundstück? Wir werden beide bald achtzig Jahre alt. Aber die Brücken hier einfach abzubrechen und zurück in die Schweiz zu ziehen – das macht uns auch etwas Angst. Wir sind seit fünfzig Jahren fort aus der Schweiz. Vielleicht probieren wir es mal so: ein halbes Jahr hier, ein halbes Jahr dort. Ich weiss, dass Ilse nicht in Amerika sterben will; ich auch nicht, obwohl wir unsere Familie hier haben.


Jürg Padrutt, 1936

Von Chur nach Decatur, Illinois

«MIT TOURISTENVISUM EINGEREIST, GELANG ES MIR, EINE FARM ZU KAUFEN.»

Er ist ein «Heimwehbub» gewesen. Nur bei der Nana, der Grossmutter in Maienfeld, hat er es für ein paar Tage fern vom heimischen Bauernhof in Chur ausgehalten. Nun schaut Jürg Padrutt auf mehr als ein halbes Leben in Amerika zurück. Der Ackerbauer hat sich Mitte der Sechzigerjahre mit einer eigenen Farm seinen Lebenstraum erfüllt. Die Auswanderung war ein Abenteuer, aber mit Risikobereitschaft, harter Arbeit und Glück – und dank einer grossen Liebe – wurde für die Padrutts auf der «Saluferfarm» in Decatur, Illinois, Ungeahntes möglich. Das Heimweh gehört längst der Vergangenheit an, aber von sich zu erzählen, ist für den ruhigen und introvertierten Bündner ein Krampf und schwieriger als Traktorfahren. Zum Glück unterstützt ihn Margrit, seine Frau.

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