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Begegnungen am Ende des Sommers

Am Nachmittag, wenn die Engel auf der Fassade der Pfarrkirche den Kopf aus den Wolken aus rissigem Putz hervorstrecken, gibt es Momente, in denen man nur Alte auf den Strassen sieht. Eine Taube flattert von der Traufe auf, streift den musizierenden Engel. Wenn die Totenglocke läutet, zögert der Fuss des alten Mannes, der gerade aus dem Portikus tritt, wem gilt wohl dieser Glockenschlag? Er ist einer, der mit niemandem spricht, allein mit seiner Zigarre, und er betrachtet den Asphalt, als suchte er das Licht, das er in seinem Dorf am See sah, bevor er es für diese Pfützen verliess. Auch die hinter dem Küchenvorhang stehende Frau hat das Läuten gehört.

Eine weisse Taube. Oder eine gewöhnliche Taube? Für den Strassenarbeiter ist es eine gewöhnliche Taube, eine piviún. Er und der Elektriker – ein vorzüglicher Schütze, der sein Gesicht immer zu einer Grimasse verzieht, als weinte er, und zu Hause auf der Truhe und in den Schubläden der Anrichte Medaillen, Diplome, Bänder und Pokale aufbewahrt, den ganzen Plunder, den er bei kantonalen und bundesweiten Wettschiessen gewonnen hat –, sie beide stiegen nachts auf den Kirchturm hinauf: Dort oben gibt es ein Treppchen, das direkt zu den Glocken führt, und da kann man die Tauben leicht packen, noch besser, wenn der Mond scheint, man spürt ihre laue Wärme in der Hand, dreht ihnen den Hals um und wirft sie auf das Pflaster des Kirchplatzes. Ihr letzter Flug. So leistet man der Gemeinde einen Dienst, denn die Tauben verschmutzen alles, das ist bekannt, habt ihr nie die Dreckkrusten auf den Dachrinnen gesehen?

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